scaena musik & theater

präsentiert

vom 30. Dezember 2024 bis 24. Januar 2025 in der Kellerbühne St.Gallen

Spatz & Engel

Das Theaterstück mit Musik von Daniel Grosse Boymann & Thomas Kahry nach einer Idee von David Winterberg. Die Geschichte erzählt die Begegnung und Beziehung zweier unsterblicher Grössen des Chansons. Edith Piaf (Spatz von Paris) und Marlene Dietrich (Der blaue Engel) treffen Ende 1948 in New York ein erstes Mal aufeinander. Aus dieser Begegnung erwächst eine Freundschaft, die ganz im Zeichen eines Spannungsverhältnisses der unterschiedlichen Persönlichkeiten steht.

Aufführungsrechte - gallissas theaterverlag und mediaagentur Gmbh - Berlin

Die Handlung

Ein Abend voller Leidenschaften

Das Stück ‹Spatz und Engel›, das Theaterstück mit Musik, erzählt fiktional ausgeschmückt von der Freundschaft zweier Stars – Edith Piaf und Marlene Dietrich. Gab es die hier dargestellte Liebesbeziehung wirklich? Daniel Grosse Boymann, einer der Autoren, meint: «Alles, was wir reingeschrieben haben, halten wir zumindest für möglich.»

Kennengelernt haben sich die beiden Diven 1947 in New York. Marlene Dietrich, damals schon ein Weltstar, unterstützte die französische Sängerin, liess ihre Beziehungen spielen und war somit auch am Durchbruch von Edith Piafs Karriere in den USA beteiligt. Die beiden Frauen freundeten sich an. Oder war es sogar der Beginn einer Liebe?

Von Marlene Dietrich ist bekannt, dass sie Affären mit Frauen hatte. Thomas Kahry, ebenfalls Autor des Stücks, meint: «Marlene Dietrich hatte bei Frauen eine Vorliebe für solche Typen, die ganz anders waren als sie, klein, nicht so hübsch, aber im Gegensatz zu ihr sehr emotional.»

Aus den Proben

Bühnen-Ensemble

Manuela Gerosa
Manuela Gerosa

Manuela Gerosa

Wirkt seit Jahren in verschiedenen Theater-, Konzert- und Bandprojekten mit. Bereits als Jugendliche spielte sie im Theater St. Gallen, später stand sie auf der Bühne der Oberthurgauer Festspiele, der Musical Company St.Gallen oder beim Theater Jetzt, um einige zu nennen. Nun verkörpert sie in ihrer fünften Produktion bei scaena den ‹Spatz von Paris›.

Claudia Kesselring
Claudia Kesselring

Claudia Kesselring

hat seit 30 Jahren in zahlreichen scaena-Produktionen mitgewirkt. In grossen Musicals, kleinen Kammerspielen oder Krimi-Inszenierungen konnte sie ihre Leidenschaft fürs Theater und die facettenreichen Charakterdarstellungen ausleben. Gemeinsam mit einem vielseitigen Ensemble einem Stück Leben einzuhauchen, ist für sie das Grösste!

Carina Hosch
Carina Hosch

Carina Hosch

gehört seit 2020/21 zum scaena-Ensemble, wo sie in verschiedenen Rollen aufgetreten ist; von der hysterischen Augustine in ‹Acht Frauen› bis zur Femme Fatale in ‹Forever Young›. Zudem ist sie Mitglied der Music-Comedy-Gruppe ‹Die grellen Frischzellen›.

Stephanie Zweili
Stephanie Zweili

Stephanie Zweili

Die Liebe zum Theater und ihre Vielseitigkeit führen sie immer wieder mit Theater- und Musicalproduktionen, sowie Gesangsauftritten, auf die Bühnen der Region. Oberthurgauer Festspiele, Zentrumbühne Bottighofen oder Musical Company St.Gallen sind nur einige Stationen. ‹Spatz & Engel› in der Kellerbühne ist ihre erste Produktion mit ‹scaena› und darauf freut sie sich sehr.

Mischa Dell’Agnese
Mischa Dell’Agnese

Mischa Dell’Agnese

ist langjähriges Ensemble-Mitglied bei ‹scaena›.

In Komödien, Musicals und zeitgemässen Stücken weiss er das Publikum zu überzeugen; sei es in einer Hauptrolle oder als vielseitiger Episodendarsteller.

Bertolt Specker
Bertolt Specker

Bertolt Specker

steht seit über 20 Jahren auf verschiedenen Theaterbühnen, insbesondere für das in Rorschach beheimatete Theater Sinnflut. Auch tritt er als Sprecher und Erzähler bei Lesungen, Konzerten und Filmen auf. Bei ‹scaena› gibt er als Episodendarsteller in ‹Spatz & Engel› sein Debut.

Die Musiker

Klavier

Gallus Eberhard

Akkordeon

Peter Stricker

Bassist

Elmar Lindenmann

Das Produktions-Team

Bruno Broder - Inszenierung

Als ehemaliger Leiter der Kellerbühne freut es ihn, beim sechzigjährigen Bestehen des St.Galler Kleintheaters eine neue Inszenierung präsentieren zu dürfen. In den letzten Jahren hat er an verschiedenen Orten über fünfzig Inszenierungen realisiert und ist etliche Male selber auf der Bühne gestanden; ob er sich mit ‹Spatz und Engel› vom Publikum verabschiedet lässt er offen.

Peter Stricker - Musikalische Leitung

Der gebürtige St.Galler erhielt Ausbildungen in der Leitung von Akkordeon-, Blas- und Sinfonie-Orchester und hat in diesen Bereichen auch eine breite Erfahrung. Neben seiner Tätigkeit als Musikschul-Leiter ist er Dirigenten-Ausbildner und Coach für diverse Orchester. Aktuell leitet er das Akkordeon-Orchester Uzwil und das Salonorchester St.Gallen. Zu hören als Akkordeonist ist er im Tango-Ensemble ‹Brisa del mar›. Für scaena zeichnete er bereits für ‹Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs›, ‹Acht Frauen› und ‹Forever Young› für die Musik verantwortlich.

Ursula Oelke - Gesangs-Coaching

in St.Gallen geboren und aufgewachsen. Seit frühester Kindheit von der Stimme und vielen anderen Instrumenten fasziniert, insbesondere von der Blockflöte, dem Klavier, der Querflöte und allen möglichen Schlaginstrumenten. Zuhause wurden die unterschiedlichsten Musikstile gepflegt und gehört: vom bodenständigen Schweizer Jodel bis zur italienischen Oper, vom deutschen Schlager bis zum fetzigen Hard Rock.

Köbi Rohrer - Bühnenbild

Die meisten Bühnenbilder der letzten scaena Produktion hat er geschaffen. Zuerst auf Papier, dann im Modell und schliesslich beim Bau, wo er auch massgeblich an der Entstehung beteiligt ist. In der Lichtgestaltung versteht er es zudem, nicht nur seine Ausstattung, sondern auch die Personen auf der Bühne ins richtige Licht zu setzten.

Kathrin Baumberger - Kostüme

Sie arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Kostümbildnerin in der freien Theaterszene. Nach ihrer Ausbildung zur Schneiderin studierte sie Modedesign FH an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. Berufsbegleitend absolvierte sie ein Studium zur Schnitt-Technikerin HF an der STF in ZH.

Mit den Musicals ‹Mein Name ist Eugen›, ‹Die Bremer Stadtmusikanten-Reloaded› und ‹Der Löwe der nicht schreiben konnte›, wurde sie 3x für den deutschen Musicalpreis in der Sparte ‹Bestes Kostüm- und Maskenbild› nominiert. 2017 gewann sie mit dem Musical ‹Cabaret› (Just4Fun) in der Sparte ‹Bühnenproduktion› den Prix Walo. Einen weiteren Prix Walo gewann die Produktion ‹Zwei Engel für Harry› 2024, eine Eigenproduktion des Bernhard Theaters Zürich. Kathrin Baumberger ist zusammen mit Karin Bischoff Inhaberin der Firma ‹Die Manufaktur GmbH› und leitet das Theateratelier der Manufaktur in Zürich.

Sandra Wartenberg - Maske

Sie absolvierte Ausbildungen zur Friseurin und Visagistin, bevor sie als Maskenbildnerin am Theater Göttingen volontierte. Sie legte 1990 die Paritätische Prüfung ab und trat ihr Erstengagement am Städtebundtheater Biel/ Solothurn an. Nach 3 Jahren folgte eine Festanstellung beim SRF, wo sie ua. Produktionen wie ‹Tatort› und ‹Benissimo› betreute. 1995 kehrte zurück ans Deutsche Theater Göttingen. Es folgten anschliessend mehrere Jahre als Chefmaskenbildnerin an der Landesbühne Hannover und bei den Städtischen Bühnen Bielefeld. 2001 übersiedelte sie erneut in die Schweiz und leitete bis Sommer 2012 die Maskenbildnerei am Konzert und Theater St.Gallen. Danach folgte ein Engagement im Theater 11 in Zürich, wo sie den maskenbildnerischen Aufbau des Musicals ‹Ich war noch niemals in New York› als Chefmaskenbildnerin betreute. Seit 2013 übernimmt sie mit ihrer ‹Masken-Werkstatt› freiberuflich Aufträge für Theaterproduktionen.

Das Backstage-Team

Bühne / Licht

Jakob Rohrer

Requisiten

Myrtha Renfer

Licht & Ton

Christoph Näscher

Einrichtung

Hansruedi Schneider

Foto, Licht & Ton

Werner Tobler

Spatz und Engel - Credits der Songs

Le Chevalier de Paris
Musik: Philippe Gerard
Text: Angèle Vannier
Engl.Text: John H. Mercer
© by Enoch & Cie Editeurs de Musique, Paris
Mit freundlicher Genehmigung von Musikverlage Hans Gerig KG, Bergisch Gladbach

L'Accordéoniste
Musik und Text: Michel Emer
© Les Nouvelles Edi. Meridian
Mit freundlicher Genehmigung von Edition Marbot GmbH

Wenn die beste Freundin
Musik: Mischa Spolianslcy
Text: Marcellus Schiffer
© by Dreiklang-Dreimasken Bühnen- und Musikverlag GmbH

Awake in a Dream
Musik: Frederick K. Hollander
Text: Frederick K. Hollander, Leo Robin
© by SONY/ATV Harmony
Mit freundlicher Genehmigung von Famous Music Publishing (Germany) GmbH & Co.KG c/o Sony/ATV Music Publishing (Germany) GmbH

Padam, Padam
Musik: Norbert Glanzberg
Text: Henri Alexandre Contet
© by Editions Salabert France
Mit freundlicher Genehmigung von Musik-Edition Discoton GmbH

Mon Manège À Moi
Musik: Norbert Glanzberg
Text: Jean Constantin
© Les Nouvelles Edi. Meridian
Mit freundlicher Genehmigung von Edition Marbot GmbH

Land, Sea and Air
Musik und Text: Terry Gilkyson
by Blackhawk Music Co.
Mit freundlicher Genehmigung von Universal/MCA Music Publishing GmbH

Mon Dieu
Musik: Charles Dumont
Text: Michel Vaucaire
© Les Nouvelles Edi. Meridian
Mit freundlicher Genehmigung von Edition Marbot GmbH

Maybe I'll come back
Musik und Text: Charles L. Cooke, Howard C. Jeffrey
Shawnee Press Inc./Edition Wilhelm Hansen vertreten durch Bosworth Music GmbH/The Music Sales Group

Hymne a l'amour
Text und Musik: Marguerite Monnot, Edith Gaisson
© SOC EDIMARTON NO1/Editions Raoul Breton

Hintergrund Info zu Edith Piaf

‹Je ne regrette rien›

Vor über 50 Jahren starb der ‹Spatz von Paris› Edith Piaf. Ihre Lieder sind unvergessen. Zahlreiche Filme und Romane erzählen ihr bewegtes Leben und Stars wie Lady Gaga, Patricia Kaas oder Beth Ditto halten ihr Andenken hoch.

«Denken Sie manchmal an das Alter?» wird Edith Piaf im Juni 1962 in einem Fernsehinterview gefragt. «Nein, damit befasse ich mich, wenn es so weit ist», antwortet die französische Sängerin. Doch so weit kommt es nie, denn Edith Piaf stirbt am 10. Oktober 1963 – mit 47 Jahren. Schon zu Lebzeiten ist der ‹Spatz von Paris› ein Mythos und 50 Jahre nach ihrem Tod lebt die Legende weiter.

Sondersendungen im Fernsehen, Konzerte und Bücher erinnern an die zierliche Piaf, die nur 1,47 Meter gross war. In der legendären Pariser Konzerthalle Olympia, wo Piaf ihre grössten Erfolge feierte, gedenkt am Todestag Patricia Kaas der Frau, die wie keine andere das französische Chanson symbolisiert. «Wie Piaf habe ich Dramen erlebt. Wie sie komme ich aus einer einfachen Familie. Wie sie singe ich so, wie ich spreche», vergleicht sich die blonde Elsässerin mit der rauchigen Stimme in der Zeitschrift ‹Paris Match›.

Lady Gaga will Piafs Zehennägel
Patricia Kaas ist nicht die einzige, die ‹La Môme› (die Göre), wie Piaf auch genannt wird, 50 Jahre nach deren Tod verehrt. Auch Stars wie Beth Ditto, die im September bei einem Erinnerungskonzert in New York auftrat, und die exzentrische Lady Gaga beten ‹La Piaf› an. Bei Lady Gaga geht die Verehrung so weit, dass sie die Zehennägel der Chansonnière kaufen will, wie die britische ‹Sun› berichtete. Falls sie dafür die Totenruhe der Sängerin stören will, dürfte das allerdings schwer werden.

Ihre bewegte Lebensgeschichte berührt viele Fans
Es waren nicht nur ihre Lieder, die die Pariser begeisterten, sondern auch die Lebensgeschichte der Frau, die der Legende zufolge auf den Stufen vor einem Haus im ärmlichen Stadtteil Belleville zur Welt kam. «Auf den Stufen dieses Hauses wurde am 15. Dezember in grösster Armut Edith Piaf geboren, deren Stimme später die Welt bewegen sollte», steht auf einer Gedenkplatte, auch wenn die Sängerin in einem Krankenhaus das Licht der Welt erblickte.

Das Mädchen, Tochter einer Sängerin und eines Akrobaten, wuchs in Armut auf – zunächst bei der Grossmutter in einem Bordell. Dann nahm ihr Vater Edith zu sich, die mit ihm über die Jahrmärkte zog und bereits damals mit ihrer Stimme begeisterte. Ein Kabarettbesitzer entdeckte die Strassensängerin als Jugendliche in Paris und gab ihr den Namen ‹Piaf› – Spatz.

Krebs und Morphium-Sucht
Es folgte ein bewegtes Leben mit vielen Liebesgeschichten und Verlusten. Die zahlreichen Dramen wurden nachgezeichnet in dem Film ‹La vie en rose›, der 2008 den Oscar bekam: Kindheit in Armut, Tod der einzigen Tochter im Alter von knapp zwei Jahren, Verlust ihres Liebhabers, des Boxers Marcel Cerdan, bei einem Flugzeugabsturz, Krebskrankheit, Morphiumsucht. Dabei immer wieder neue Chansons, die Förderung von Talenten wie Yves Montand, Charles Aznavour oder Georges Moustaki und umjubelte Auftritte.

Mehr als 200 Lieder hinterliess ‹La Piaf› nach ihrem Tod, darunter unvergessliche Chansons wie ‹Milord›, ‹La vie en rose› und ‹Je ne regrette rien› – ihr vorletztes Lied, entstanden im November 1960. Ist das «Ich bedauere nichts» auch ihr Lebensmotto, wird sie in einem ihrer letzten Fernsehinterviews gefragt. Die Antwort lautet ganz schlicht: «Ja, genau».

Hintergrund Info zu Marlene Dietrich

In Liebe und Krieg

Das FBI ermittelte gegen Marlene Dietrich wegen des Verdachts der Spionage - doch die Agenten enthüllten bloss ein paar Intimitäten.

Kein Star verbrachte im Zweiten Weltkrieg mehr Zeit als Unterhalter bei den US-Truppen als Marlene Dietrich - die Hollywood-Grösse war ein Idol der GIs.

Aber nicht einmal ihre amerikanische Staatsbürgerschaft, erworben am 9. Juni 1939, bewahrte sie vor bundespolizeilichen Spitzeln, die sie ‹stichprobenartig› beschatteten und eine Zeit lang sogar die Post der Diva öffneten.

Erst jetzt ist das ganze Ausmass der Überwachung zu erkennen: Seit 1942, so steht es in der seit kurzem zugänglichen FBI-Akte Nr. 65-42237, liefen gegen die Deitrich Ermittlungen wegen ‹Spionageverdachts› - indirekt ausgelöst durch die unkonventionelle Methode, mit der sie ihrem neuen Liebhaber Jean Gabin sein Einwanderungsvisum besorgt hatte.

Während in Washington eine einflussreiche Ex-Regierungsangestellte namens Mabel Walker Willebrandt im Auftrag der Filmgesellschaft 20th Century Fox noch daran tüftelte, wie der bullige, unberechenbare Franzose den US-Behörden genehm gemacht werden konnte, regelte die Diva den Fall beim Tee mit dem Beamten, der das Sagen hatte.

Mrs. Willebrandt nahm für die Honorar-Einbusse perfide Rache: Sie schwärzte den Star bei J. Edgar Hoover, dem mächtigen Boss des FBI, an. Telefonisch berichtete sie, Marlene arbeite für eine Filmgesellschaft, die von Nazis und französischen Kollaborateuren gegründet worden sei, um Deutsche und Franzosen mit Propagandafilmen einander näher zu bringen. Dafür wolle die Dietrich Jean Gabin gewinnen und nach Frankreich lotsen.

Ein recht absurdes Szenario - doch Hoover wies seine Dienststelle in Los Angeles sofort an, tätig zu werden. Allabendlich erwartete er einen telegrafischen Rapport. Doch obwohl die FBI-Leute alles versuchten, war der Ertrag praktisch gleich null. Nicht einmal im Umkreis der Dietrich und ihres Ehemanns Rudolf Sieber liessen sich unamerikanische Aktivitäten ausmachen. Das Nazi-Hetzblatt ‹Der Stürmer› hatte die Diva bei ihrer US-Einbürgerung als Vaterlandsverräterin beschimpft. Einen Kollegen aus Berliner Tagen, der sie zurücklocken wollte, hatte sie laut Zeugen angefahren, sie wolle mit ihm und allem, was deutsch war, nichts mehr zu tun haben.

Gewiss: «Sie wird ihre deutsche Herkunft nie vergessen», notierten die Fahnder. Ansonsten aber sei Marlene Dietrich ohne jede Einschränkung bereit, «alles zu tun, um diesem Land zu dienen». Um die Blamage zu verdecken, mussten da schon private Details herhalten.

«Trotz ihrer Ehe mit Sieber» sei die Dietrich ‹promiskuitiv›, wenn auch ‹auf eine kühle, glamouröse Art›. Ihre Liebschaften seien nie von langer Dauer, manchmal nur ‹Quickies›, allenfalls ‹Angelegenheiten von sechs Monaten›.

Besonderes Interesse fanden ihre ‹von der Norm abweichenden Affären› mit ‹notorischen Lesben› wie der Schauspielerin Kay Francis und einer anderen Schönheit, deren Identität das FBI nicht preisgibt. Sicher ist nur: Marlene schenkte der Namenlosen in einem Nachtclub auf dem Sunset Strip einen stattlichen Saphir-Ring. Damit wäre der Fall eigentlich beendet gewesen - erst recht, als sich Jean Gabin bald darauf von ‹Ma grande›, wie er Marlene nannte, trennte, um im Gefolge des Generals de Gaulle Frankreich zu befreien.

Aber Hoover fand einen neuen Angriffspunkt. Aus ‹vertraulicher Quelle› erfuhr das FBI, Dietrich-Ehemann Rudolf Sieber habe sich 1937 beim deutschen Konsul in Los Angeles für den NS-Militärdienst registrieren lassen. Zwar erwies sich schon drei Tage später, dass Sieber wohl nur einer gesetzlichen Pflicht genügt hatte. Doch weil im Oktober 1942 seine Einbürgerung anstand, sah Hoover Anlass genug, den Ehemann der Dietrich zu observieren.

So wühlten die Agenten weiter: Sieber lebte nicht in Kalifornien bei seiner Frau, sondern
in New York. Störte er etwa die Umtriebe seiner Gattin? Warum hielt sie ihn, den arbeitslosen Film-Mann, von ihren Gagen über Wasser? «Der Kerl ist ein Schmarotzer und fühlt sich dabei auch noch wohl», gab ein schnoddriger Portier des New Yorker Hotels ‹Croyden› zu Protokoll.

Zum Verhängnis wurde Sieber, dass er im Nebenzimmer seiner Suite eine gewisse Tamara Matul beherbergte - mit dem Einverständnis der Dietrich. Der damals 45-Jährige
gab die Enddreissigerin Tamara, eine russische Emigrantin, mal als Sekretärin, mal als Mündel aus. Als die Agenten schliesslich Frau Matul selbst verhörten, ob sie etwa
mit Sieber ‹Fehltritte› begangen habe, schwieg sie verblüfft. Das nahmen die FBI-Leute als Eingeständnis. Mitte Juni 1943 wurde Siebers Einbürgerungsantrag abgewiesen - der Grund: ‹Unsittlicher Lebenswandel›.

Marlene Dietrich, erst verunsichert, demonstrierte nun offen ihre Loyalität: Sie bot dem FBI ihre Dienste an. Noch im Februar 1944, kurz bevor sie als Truppenunterhalterin
nach Übersee aufbrach, bekräftigte sie ihre Bereitschaft, «Erkenntnisse über subversive Aktivitäten» in Europa zu sammeln. Tatsächlich erscheint sie als ‹Spezieller
Dienstkontakt› in FBI-Dokumenten. Was das heisst, ist ungewiss: Ein Teil der Akten wurde 1980 vernichtet.

Hoover blieb trotz alledem weiter misstrauisch. Als er im Januar 1945 den unzutreffenden Vermerk erhielt, Marlene Dietrich sei von deutschen Truppen gefangen genommen
worden, notierte er mit Kinderschrift und falscher Rechtschreibung: «Wenn's stimmt, dann ist was faul mit der Dietrick.»

Noch 1967 und 1976, als Marlene ins ‹Weisse Haus› geladen war, wurden diese haltlosen Anwürfe aus den alten Akten wieder hervorgekramt. Folgen aber hatte es für die Diva nicht - längst war ihre Legende grösser als jede Verleumdung.
Axel Frohn